EDGAR WALLACE und die Feste bei Eddi Arent in Titisee-Neustadt

In Eddi Arents Hotel „Neustädter Hof" in Titisee-Neustadt finden seit 1999 die von Christos Tses organisierten Edgar-Wallace-Feste statt. Das große rustikale Haus ist wie geschaffen dafür, denn es ist sehr atmosphärisch, und die alten Holzvertäfelungen, offenen Kamine und knarrenden Treppen und der stimmungsvoll dekorierte große Saal tragen viel zu dieser Atmosphäre bei. Im Gegensatz zu den Karl-May-Festen liegt bei den Edgar-Wallace-Festen der Schwerpunkt fast ausschließlich auf den deutschen (Kult-)Verfilmungen. An der Literatur des Schriftstellers besteht heutzutage kaum mehr ein Interesse.

Der dreitägige Festablauf, jeweils am Wochenende vor Ostern, erfreut jedes Jahr Gäste und Stars. So kamen zu den bisherigen Festen im Schwarzwald: Hans Clarin, Harald Leipnitz, Sophie Hardy, Dieter Eppler, Brigitte Grothum, Pinkas Braun, Uta Levka, Martin Böttcher, Ilse Pagé, Jürgen Roland, Heinz Hölscher, Franz Josef Gottlieb, Alf Marholm, Fritz Wepper, Eva Ebner, Gisela Uhlen, Ann Savo und Klausjürgen Wussow.

Meine Mithilfe, dieses Fest interessant zu gestalten, liegt darin, informative Bühneninterviews mit den jeweiligen Stargästen zu führen.

1)  Gruppenbild zum ersten Edgar-Wallace-Fest 1999.

Von Links: Christos Tses, ich, Hans Clarin, Rosalind Baffoe, Eddi Arent, Harald Leipnitz, Sophie Hardy und Dieter Eppler.

Dieses Foto wurde von der Abendzeitung (für die LEUTE-Kolumne) einfach hinter Hans Clarin bzw. genau vor mir abgeschnitten. So nach dem Motto: „Den kennen wir nicht, den schneiden wir ab!" Den Edgar-Wallace-Preis hatten Eddi Arent, Sophie Hardy und ich als Auszeichnung bekommen, während die anderen (Foto-)Anwesenden, als Dank für ihre Anwesenheit auf dem Fest, ein Souvenir erhalten hatten.

2)  Gruppenfoto zum Edgar-Wallace-Fest 2004.

Stehend von Links: Luca Maric, Christian Becker (Produzent von „Der Wixxer"), Brigittte Grothum, Christian Hees, Oliver Kalkofe, 
Ingrid van Bergen, Gunther Stapel, ich, Georg Mühlenkamp. Kniend: der Veranstalter Christos Tses und Jürgen Rasche.

 

Einige Anekdoten können Sie lesen unter:

*... aus meiner Autobiographie von 2004 

 

 

 

 

2)  Brigitte Grothum, was für eine Frau! Durch ein Edgar-Wallace-Fest (2000) kannten wir uns schon. Dann kam der Film „Mörderischer Plan" (2003), den wir vier Wochen im Schwarzwald drehten (siehe Filmschaffende) und dann wieder ein Edgar-Wallace-Fest (2004), bei dem ich ein Bühneninterview mit ihr, „Orion"-Star Friedrich Georg Beckhaus und Christian Becker („Wixxer"-Produzent) führte. Und da konnte ich mich, bei dem was ich von ihr hielt, einmal richtig austoben, denn sie ist in Engagement für eine Sache, Selbstlosigkeit, Offenheit, Mut, Fantasie, Risikofreudigkeit und Sympathie ... einfach ein Juwel. Ihr Aussehen ist jetzt bei meiner vielen Lobhudelei noch nicht einmal mit einbezogen.

 

 

3)  Alf Marholm, der Schauspieler und Synchronsprecher (u.a. John Silver in „Die Schatzinsel") und für mich natürlich einer der „drei Brüder" der „Bande des Schreckens" (1960).

Schwer hat er sich nach einem Schlaganfall wieder aufgerappelt, aber auf dem Edgar-Wallace-Fest 2002 war das schon so etwas wie ein „letztes Aufbäumen". Unglaublich dramatisch und rührend erzählte er uns von den Auswirkungen eben dieses Schlaganfalls und der Kraftanstrengung, nach der Lähmung wieder „ins Leben" zurückzufinden. Danach hab´ ich noch ab und zu mit ihm und seiner sehr netten Frau telefoniert, aber im Frühjahr 2004 hat er dann doch den Kampf aufgegeben. 

 

 

4)  1999)  Der erste Edgar-Wallace-Preis für mich. Nicht daß sie mich jetzt falsch verstehen, ein zweites Mal gibt es diesen wunderschönen Preis sowieso nicht. Ich war einfach der erste überhaupt, der ihn bekommen hat, und nach mir kam dann eine Prominentenliste, die ihresgleichen sucht. Der Edgar-Wallace-Preis wurde unter anderem vergeben an: Eddi Arent, Sophie Hardy, Dieter Eppler, Martin Böttcher, Pinkas Braun, Jürgen Roland, Gisela Uhlen, Brigitte Grothum und Klausjürgen Wussow.

 

5)  1999 bekam ich den Edgar-Wallace-Preis in Silber für meine „Kriminalfilm-Musik"- CDs. Wenn man überhaupt nicht damit rechnet, plötzlich auf die Bühne gebeten zu werden, kann man es wegen der unerwarteten Situation fast nicht genießen. Später habe ich mich natürlich riesig darüber gefreut, denn er ist auch optisch ein sehr schöner Preis, und in dem Bücherregal, das er bei mir zu Hause bewohnt, erfreut er mich eigentlich jeden Tag.

 

6)  Eddi Arent, Sophie Hardy und ich, wir waren 1999 die drei Edgar-Wallace-Preisträger. Mit Sophie Hardy („Der Hexer", „Winnetou 3. Teil", „Das Geheimnis der weißen Nonne") hatte ich auch so ein peinliches Erlebnis. Irgend jemand hatte ihr meine Kriminalfilm-Musik-CD mit der Musik und Fotos aus „Der Hexer" geschenkt und ihr gesagt, daß ich diese CD gemacht habe. Sie hat das aber irgendwie falsch verstanden, denn als sie im darauffolgenden Jahr auch wieder auf dem Fest war, da lief sie mir im Hotel entgegen und umarmte mich ganz herzlich mit: „Hallo Peter !" „Peter?" „Peter Thomas !", „Oh sorry I am not Peter Thomas the composer, I am only the producer of the record."

 

7)  Mit Dieter Eppler zusammenzusitzen (wie hier 2000) bedeutet, stundenlang seinen amüsanten Geschichten lauschen zu können. So erzählte er mir einmal folgendes Erlebnis: „,Es war in den 60er Jahren, ungefähr so in der Zeit, als ich in den ,Nibelungen‘-Filmen mitspielte. Ich fuhr mit meinem Wagen an eine Tankstelle ... damals wurde man vom Tankwart ja noch bedient. Als er mich sah, stutzte er kurz und sagte dann: ,Ich kenne Sie ... woher kenne ich Sie ... jetzt hab ich´s ... Sie sind der Zahnarzt meiner Frau.‘ ,Nein, aber nein, der bin ich mit Sichheit nicht‘, sagte ich ihm, da rief er: ,Halt, sagens nix, sagens nix, Sie sind der Schullehrer meiner Tochter.‘ Ich sagte ihm: ,Nein, nein, hören Sie endlich auf, ich sage es Ihnen: Ich bin Film- und Theaterschauspieler!‘ Da schaute mich der Tankwart so abschätzig an und meinte: ,Des hättens wohl gern.‘ "

 

8)  Ilse Pagé auf dem Edgar-Wallace-Fest 2002. Mit diesen Filmen wurde sie, vor allem durch ihre Rolle als „Miss Finlay", bekannt. In Filmen wie „Die blaue Hand" (1967), „Der Mönch mit der Peitsche" (1967) oder „Der Hund von Blackwood Castle" (1968) hatte sie immer ein besonderes „Verhältnis" zu ihrem Chef Sir John (Siegfried Schürenberg).

 

9)  Karin Baal; außer in Edgar-Wallace-Filmen wie „Die toten Augen von London" (1961), oder „Der Hund von Blackwood Castle"(1967) spielte sie in vielen deutschen Filmklassikern mit wie etwa „Der Jugendrichter" (1959 mit Heinz Rühmann), „Wir Kellerkinder" (1960) und natürlich in „Die Halbstarken" (1956). Auf dem Edgar-Wallace-Fest 2002 erzählte sie uns die Geschichte wie sie als 15jährige zum Film kam: „Eigentlich habe ich nur meine Freundin zum Filmcasting begleitet, weil es während der Wartezeit Coca-Cola gab, auf das ich damals total stand. Es waren Hunderte Mädchen da, die wir alle vorließen, damit wir eben lange genug Cola trinken konnten. Als ich dann doch an die Reihe mußte, da waren es eigentlich nur noch drei Fragen, die der Regisseur (Georg Tressler) mir stellte: ,Kannst du tanzen?‘ - ,Na klar, die ganze Nacht durch und auf alles, was sie wollen‘. ,Trinkst du Alkohol?‘ - ,Ich trinke nicht, ich saufe!‘ ,Rauchst du?‘ - ,Ja, Kette !‘ Und damit hatte ich die Rolle."

 

 10)  Rosalind Baffoe spielte in den neuen Fernseh-Edgar-Wallace-Filmen die Sekretärin von Sir John (Eddi Arent). Auf dem Edgar-Wallace-Fest 1999 hat sie mir ihr privates Leid geklagt. Sie hatte einmal ein Rendevous mit Boris Becker gehabt, aber sie als Negerin dachte sich, der will eh nur Sex mit mir machen. Aber anstatt zu dieser Verabredung zu gehen, hat sie ihre Freundin hingeschickt ... die heutige Barbara Becker! (... was für ein Schicksal)

Anmerkung zum Wort Negerin (meine derzeitige Lebensgefährtin ist eine Negerin): „Negro" heißt schwarz und nicht mehr (und steht so auch in ihrem Paß bei ihrer Haarfarbe). Und einmal sagte sie irritiert zu mir, wieso hier Leute „Farbige" zu ihr sagen würden, sie sei doch nicht bunt.

 

 11)  2001)  Uta Levka hatte ein überaus interessantes und bewegtes Leben. Sie verbrachte nach ihrer Filmkarriere viele Jahre in den USA, aber wegen großem Heimweh und ihrer in Deutschland lebenden Mutter war sie wieder hierher zurückgekommen.

Sie wollte mich als Manager, aber mich begeisterte die Idee nicht allzu sehr, weil ich mich niemals speziell auf nur eine Person einstellen möchte. Ich wollte ihr deshalb erst mal nur helfen hier, wieder Fuß zu fassen, denn ich konnte sie wirklich sehr gut leiden. Zudem ist sie wirklich total chic, hat Ausstrahlung und eine sehr angenehme Art.

 

 12)  Als erstes ließ ich von einem meiner Fotos vom Edgar-Wallace-Fest Autogrammkarten für Uta Levka drucken und arbeitete mit ihr zusammen eine Art Lebenslauf aus.

Durch die vielen Höhen und Tiefen in ihrem Leben suchte sie auch nach einer neuen Orientierung, die sie nur zu gerne in der Arbeit finden wollte. Trotz allem Elan hatte sie wenig Zutrauen, daß ihre schauspielerische Karriere noch einmal fortgesetzt werden könnte. Auch zu einem möglichen Vorsingen, einem geplanten Werbefilm oder einem Neuanfang in der Modebranche kam es durch ihre Unentschlossenheit letztlich nicht, und ich wandte mich dann auch wieder meinen eigenen Projekten zu.

Meine allerbesten Wünsche für ihre Zukunft werden sie immer begleiten, denn sie war eine echte Freundin. Allerdings würde sie für ihre Persönlichkeit ein Rundum-Management benötigen, das ich ihr einfach zeitlich nicht bieten konnte.

 

13)  Uta Levka im Film „Der unheimliche Mönch" (1965). Sie hat eine ungewöhnliche Karriere und spielte mit Stars wie Montgomery Clift, Christopher Lee, Peter Cushing oder Edward G. Robinson, aber sie selbst mußte lachen, wie sie im ersten Edgar-Wallace-Buch von Autor Joachim Kramp in den James-Bond-Film „Liebesgrüße aus Moskau" und in seinem zweiten Buch von ihm in den Beatles-Film „Hi, hi, Hilfe" hineingezaubert wurde. Der Krimi-Krampi weiß halt immer alles besser, bzw. er möchte oft, daß es so ist, wie es seiner Wunschvorstellung entspricht, deshalb ist er oft völlig uneinsichtig. Eddi Arent konfrontierte er mit: „Sie hatten sich damals mit Horst Wendlandt restlos zerstritten!" Eddi: „Aber nein, ich hörte mit den Wallace-Filmen auf, weil mir die Drehbücher nicht mehr gefallen haben." Kramp: „Da haben Sie mit ihm gestritten ... ich hab´ doch so etwas mal gelesen." Eddi: „Wir haben niemals gestritten, das kann man nämlich auch in Ruhe sagen, daß einem etwas nicht zusagt." Darauf Kramp sehr laut: „Aber jetzt geben Sie doch zu, daß Sie mit Horst Wendlandt gestritten haben!" Eddi: „Aber das stimmt doch nicht, wir haben uns niemals gestritten ... was wollen Sie eigentlich von mir ... lassen Sie mich doch bitte in Ruhe!"

 

 

 

14)  Mit Horst Wendlandt hatte ich etwas Probleme, ich schickte ihm meine Bücher und danach die CDs, aber es kam keine Reaktion, und seine „rechte Hand", Frau Marquis, sagte auch nur immer telefonisch, daß ihm die jeweilige Sache vorliegen würde. Es ist immer ungünstig, in Druck zu gehen und keine ordentliche Genehmigung für das Fotomaterial zu haben. Zudem ist es aufwendiger, manchmal etwas zweimal zu schicken, zu schreiben und dann zu warten, um eine mehr oder weniger rechtliche Duldung nachweisen zu können.

1996 auf dem Karl-May-Fest in Radebeul war er persönlich anwesend, und deshalb versuchte ich, ihn mir zu „schnappen". Da sah ich ihn in drei Meter Entfernung im Gewühl der vielen Menschen an einem Tisch sitzen und rief ihm zu: „Herr Wendlandt, ich bin Arild Rafalzik." Er sah die CDs in meiner Hand, kapierte sofort und sagte: „Da ... kommen Sie her, setzen Sie sich da hin." Wir redeten fast 30 Minuten miteinander, und er sagte mir, daß ihn jedes meiner Projekte sehr freuen würde, und abschließend: „... und junger Freund, machen Sie weiter ... machen Sie weiter."

Er war ein großer Mann, und ich war froh über dieses kleine klärende Gespräch.

 

15)  Ich hatte die Original-Aushangfotos aus den Edgar-Wallace-Filmen fast komplett, aber um die CD-Produktion „Abenteuer Klassiker" verwirklichen zu können, mußte ich mich letztlich von ihnen trennen. Herrlich waren sie, diese Bilder und die Ausleuchtung in den Schwarzweißfilmen, genauso wie auf den Fotos habe ich sie immer als unglaublich atmosphärisch empfunden. Na ja, die Trennung ist mir letztlich aber nicht so schwer gefallen, weil Joachim Kramp meine Fotos besonders zahlreich in seinen Wallace-Büchern abgedruckt hat, und mit dem Geld konnte ich eben viel gute alte Musik erhalten.

 

 17)  Auf dem Edgar-Wallace-Fest 2003 sollte ich mit Gisela Uhlen und Ann Savo die Bühneninterviews machen. Noch aus Kindertagen geprägt, als ich all zu früh (so mit acht Jahren) den Wallace-Krimi „Die Tür mit den 7 Schlössern" gesehen hatte, war die Uhlen für mich eine absolute Respektsperson. Ich war also bei dieser Vergangenheitsbewältigung auf einiges gefaßt. Aber als sie da im Hotel von Eddi Arent in der Halle stand, klein, zierlich, fast schüchtern aussehend und mit einem Mini-Hund auf dem Arm, hatte ich sie nach fünf Minuten schon ins Herz geschlossen.

Am Samstag nachmittag auf dem Weg von ihrem Hotelzimmer zum Saal und unserem Interview stolperte sie über einen Teppich und rutschte dann buchstäblich auf dem Hosenboden die ganze Treppe hinunter. „Haben Sie sich verletzt, Frau Uhlen?" fragte ich sie erschrocken, aber ihre ganze Sorge galt nur ihrem kleinen Hund. „Helfen Sie mir nur wieder auf ... das geht schon wieder", entgegnete sie mir tapfer, als ich sie fragte, ob sie lieber wieder zurück auf ihr Zimmer möchte. Auf der Bühne im überfüllten Saal hatten wir dann ein prächtiges Interview, wobei der spannendere Teil ihre Antworten zu ihren vielen Ehen und vor allem über Wolfgang Kieling waren. Ja, und ich kann´s nicht lassen, auch immer wieder riskante oder provozierende Fragen zu stellen. Ich wußte nur aus einer sehr unsachlichen Kurzbiographie, daß sie mit bürgerlichem Namen eigentlich Schreck hieß, in allen anderen Schauspieler-Lexika stand das eben nicht. Jedenfalls konfrontierte ich sie mit dieser Frage, und als sie das bejahte, setzte ich noch die Frage drauf, ob sie denn mit Max Schreck verwandt sei. Im Saal herrschte jetzt absolute Stille, denn auf meine Mutmaßungen, sie mit dem „Nosferatu"-Darsteller in Verbindung zu bringen, hätte sie durchaus beleidigt reagieren können. Aber sie lächelte und sagte: „Ja, Max Schreck, das war mein Onkel."

 

18)  Klausjürgen Wussow, der „Dr. Brinkmann", kehrte 2004 in den Schwarzwald zurück ... drei Tage lang. Seine Lesung war in Bezug auf Auswahl und Vortrag einfach schlecht. Seine vielen Inszenierungen mit der Bildzeitung waren dafür gut! So lange zumindest, bis die BILD in Eddi Arents Hotel vom Festveranstalter Hausverbot bekam.

 

"Wussow - Verzweifelter Hilfeschrei" ... nein, zum Glück nicht nach mir. Es ist schlimm genug, wenn man eine Betreuungsaufgabe für solche eigenwilligen Leute hat. Irgendwie vermittelte er allen Gästen das Gefühl: „So, heute wandelt Professor Brinkmann mal wieder unter den Sterblichen."