Zwei Ausstellungen beim Münchner Filmfest

1987 hatte ich eine Austellung, die meine schönsten Filmplakate zeigte, und ich versuchte mit viel Textinformation auf Plakatkunst, Graphiker und die nötige Erhaltung hinzuweisen.

Im Pressetext hieß es darüber:

Ausstellung im Gasteig

Die diesjährige Ausstellung des FILMFEST MÜNCHEN im Gasteig steht unter dem Titel „50er Jahre - Deutsche Filmplakate und Fotos". Sie setzt sich aus Plakaten und Fotos der Sammlungen Arild Rafalzik und Peter W. Engelmeier zusammen und führt zu einem Wiedersehen mit Filmen und Stars der deutschen Nachkriegszeit.

Arild Rafalzik, von Beruf Buchdrucker, gehört zu den zehn führenden Sammlern von Filmplakaten in der Bundesrepublik. Bereits mit sieben Jahren faszinierte ihn die Welt des Filmes und Kinos dermaßen, daß er Verleihern, Filmtheaterbesitzern und Produzenten die ersten Filmplakate abhandelte. Viel später wurde aus der frühen Leidenschaft eine systematische Beschäftigung, wobei es ihm insbesondere Plakate der fünfziger Jahre angetan haben, Plakate zu deutschen Filmen und deutsche Plakate zu ausländischen Filmen dieser Jahre.

Dem Filmplakatesammler Arild Rafalzik ist auch ein 30 Minuten langer Film gewidmet, der von Daniel Israel gestaltet wurde.

1992 machte ich die graphische Umsetzung der Ausstellung für das 10. Münchner Filmfest

Einige Anekdoten können Sie lesen unter:

*... aus meiner Autobiographie von 2004 

 

1)  1987)  „Die Sammler", das war die Einleitungstafel am Anfang der Austellung. Beim Text brachte mich besonders die letzte Zeile zum Schmunzeln. „Arild Rafalzik lebt in München." Das klang so ehrwürdig, so als ob noch irgendwie die Ergänzung fehlte: „... und ist 100 Jahre alt."

 

2)  1987)  Für das Foto mit Plakat wurde eine ganze Fotosession mit mir im Bildarchiv Engelmeier gemacht, und es gab auch einen halbstündigen Film über mich. Dieser basierte auf einem Interview von Eberhard Hauff mit mir und wurde von Regisseur Daniel Israel in meiner Wohnung in Szene gesetzt. Während des Interviews fragte mich Hauff einmal : „Wie lange glauben Sie, daß Sie Ihre Plakate noch haben werden, schließlich nagt ja auch der Zahn der Zeit am Papier." Ich antwortete darauf: „Ich möchte mit ihnen leben, solange es geht", und Hauff sagte ganz entschlossen: „Das ist der Titel des Films." Einige Außenaufnahmen kamen auch noch hinzu, und dann lief der Film im Gasteig acht Tage lang auf allen Monitoren. 

 

3)  1988)  Gert Fröbe freute sich buchstäblich wie ein kleines Kind, als er meine Plakatdekoration zu seinen Filmen sah. Für eine Sendung mit ihm war ich um seine alten Filmplakate als Leihgabe gebeten worden, und seine Reaktion beim Betrachten der alten Stücke war so, als wenn er die Plakate seit der jeweiligen Filmpremiere nicht mehr gesehen hätte. Ein tolles Erlebnis und eine superschöne Widmung von ihm als Dank und zur Erinnerung. Es sollte seine letzte Fernsehsendung sein ... vier Wochen später starb Gert Fröbe.

 

4)  Links: Während meiner Zeit im Wirtschaftsministerium im technischen Büro (1980 - 86) habe ich einige Ausstellungen gemacht, aber 1987 war meine erste eigene, und darüber wurde sogar in der New Yorker „Variety" berichtet.

 

 

5)  1988)  Schaufensterdeko bei Karstadt (über alle Fenster) und passend zum Münchner Filmfest, mit Filmrollen, Plakaten usw. Der Vermittler vom Filmfest sagte zu mir: „Setz den Preis für die Leihgaben nicht zu hoch an, sonst überlegen die sich´s noch mal anders ... ich würde so 500 DM verlangen." Als ich der Kaufhausleitung meine Materialien präsentierte und sie mich fragten, wieviel Geld ich mir denn für diese Leihgabe, während der acht Tage des Münchner Filmfestes, vorstellen würde, verlangte ich einfach 1000 DM. Da hat es die Herren fast zerrissen vor Lachen, und einer, fast nicht die Worte herausbringend, meinte: „Wir geben Ihnen 1200 DM, dann sind auch noch Ihre Unkosten gedeckt." Toll, wenn man so gute Berater hat.

 

6)  Für die Ausstellung (1987) hatte ich im Gebäude der Münchner Filmwochen GmbH in der Türkenstraße auch einen ungenutzten kleinen Lageraum zur Verfügung, in dem ich die DIN-A1-Plakate und Texttafeln rahmen konnte. Das war eine stundenlange, eintönige Arbeit, und ohne Hilfe die unhandlichen, großen Glasrahmen zu bestücken grenzte manchmal schon an einen Balanceakt. Während dieser Aktion stand auf einmal ein junges Mädchen in der Tür (die ich wegen der abgestandenen Raumluft immer gerne offen hatte) und schaute mir neugierig zu. Ich schätzte sie auf ungefähr 18-22 Jahre, ich selbst war damals 30 Jahre alt ... hm, und hübsch war sie. „Was machst du denn da ?" fragte sie mich, und da ich nun wirklich kein Lagerarbeiter war, erklärte ich ihr stolz: „Das wird meine erste Ausstellung! Und was machst du hier ?" erkundigte ich mich. „Och", sagte sie, „ich warte nur auf jemanden, aber das kann länger dauern ... kann ich dir helfen?" Nur zu gerne sagte ich „ja", und so arbeiteten wir etwa eine Stunde zusammen, lachten, erzählten und das Plakateeinrahmen ging immer rationeller von der Hand. Auf einmal stand Bob Arnold in der Tür (Arnold & Richter, der ARRI Junior) und maulte zu uns herein: „Was machst du denn hier, ich such´ dich schon." Ich kannte ihn seit der gemeinsamen „heut´ abend"-Sendung von vor einem Jahr, aber er meinte nicht mich, sondern meine junge, freiwillige „Mitarbeiterin". „Ich helf´ hier beim Rahmen, das dauert nicht mehr lange, laß mich das noch fertig machen", bat sie ihn. „So ein Schmarren, du kommst jetzt sofort mit", bellte er sie an und verschwand dann mit hochrotem Kopf. „Kommst du allein zurecht?" fragte sie noch mit liebem Gesichtsausdruck. „Na klar, und danke für die Hilfe", sagte ich, sie nicht mehr aufhalten wollend. Sie schaute mich noch etwas unentschlossen an, und so sagte ich: „Beeil dich, damit dein Vater nicht noch böser wird." Da lachte sie und flitzte davon.

Etwa einen Monat später habe ich in der Zeitung gesehen, daß sie geheiratet hatten ... sie war seine Frau! Und ein weiteres Jahr später waren die Arnolds mit ihrem Baby in der Zeitung abgebildet.

 

 

7)  1987)  Im ersten Stock im Gasteig konnte ich etwa 50 Filmplakate ausstellen. Bei meinen dazugehörenden Kommentaren stand einer davon in Bezug auf die Ausstellung sogar in der Abendzeitung: Arild Rafalzik über Ronald Reagan: „Er war nur ein mittelmäßiger Schauspieler ...", und das brachte mir nicht gerade Sympathien ein, denn es wurde bestimmt (nur) abgedruckt, weil  er zu dieser Zeit der amtierende US-Präsident war.

 

 

8)  Was für ein riesiges Transparent, das da im Gasteig extra für meine Ausstellung 1987 gemalt wurde. Horst Buchholz und Romy Schneider (im Film „Monpti" von 1957) sollten die Besucher in ein 50er-Jahre-Flair einstimmen.

Den Namen des Plakatmalers kenne ich leider nicht, aber er war einer der letzten Aktiven dieser alten Garde, und ich weiß, daß er derjenige war, der die Kinotransparente über dem Sendlingertor-Kino über Jahrzehnte gestaltete.

 

9)  Durch meine Mitarbeit an der Umgestaltung des ARRI-Kinos (durch die Übernahme der Münchner Filmwochen GmbH) kam ich manchmal in den Genuß von Sonderveranstaltungen. Im Gasteig wurde ein Film mit Ornella Muti gezeigt, und Eberhard Hauff hatte mir die Info gegeben, daß sie an diesem Nachmittag bei der Vorstellung anwesend sei. Allein, ich bin kein Muti-Fan, aber mein Freund Peter war es, und so sagte ich ihm: „Komm einfach mit, wenn du sie sehen willst." Wir waren spät dran, alle Gäste saßen schon im Kino, und der erste Stock im Gasteig war absolut leer. Vor der Kinotür wartete nur Eberhard Hauff, der mir sagte: „Sie ist gerade noch in der VIP-Lounge und kommt gleich herunter." Mein Freund war sichtlich gespannt und nervös, und dann kam sie die Treppe herabgestiegen, in hübschem Kleid und in Begleitung von zwei weiteren gutaussehenden Frauen in ebenfalls ähnlich attraktiven Kleidern. Alle drei lächelten, als sie uns drei Männer da so stehen sahen, und mein Freund fragte laut: „Und welche ist jetzt die Ornella Muti?"

Zu seiner Entschuldigung muß ich sagen, daß wirklich eine gewisse Ähnlichkeit zwischen den dreien bestand und gut herausgeputzte Frauen auch für Stars gehalten werden können. Eberhard Hauff sagte jedoch nur zu mir: „Bring bitte nie wieder einen Freund von dir mit" und das konnte ich in diesem Augenblick auch gut verstehen. Wahrscheinlich hielt er Peter für einen „Prolo", dabei hatte der da schon seinen Doktortitel in der Tasche und arbeitete in der Raumforschung. Irren ist einfach menschlich, immer und überall !

 

10)  Zum Filmfest 1992 war eine Text-Foto-Ausstellung geplant, Thema: „10 Jahre Münchner Filmfest". Bei dem niedrigen Budget, das dafür zur Verfügung stand, rief Eberhard Hauff mal wieder nach mir. 2000 DM für die ganze graphische Ausarbeitung der Austellung, kurz über den Daumen gepeilt, waren das acht Wochen Arbeit (nebenbei). Ich wollte also nicht recht, da fuhr Hauff härtere Geschütze auf. „Da hätte ich noch ein extra ,Zuckerl‘ für dich, wenn du es machst ... dann kannst du den Stargast auf dem Filmfest begleiten" (Blackbox usw.). Klar fragte ich: „Und wer ist der Stargast?". Hauff sagte nur: „Audrey Hepburn." Das genügte natürlich für meine Zusage. Acht Wochen arbeitete ich auf Knien mit Sprühdose und Messer. Nach meiner Druckereiarbeit ging ich jeden Tag zum Arri-Kino, Samstag, Sonntag und zudem eine Woche Urlaub, um rechtzeitig fertig zu werden.

Schön war die Ausstellung zum 10. Münchner Filmfest geworden, und Audrey Hepburn schritt sie würdevoll ab, das war dann aber auch das einzige Mal , daß ich mich über sie freute.

 

11)  Eigentlich war der Regisseur Stanley Donen der Stargast, aber die gemeinsamen Filme „Ein süßer Fratz" (1957) und „Charade" (1963) (... was für ein Film!) hatten ihn mit Audrey Hepburn freundschaftlich verbunden.

Während meiner langen Arbeit an der Ausstellung für das Münchner Filmfest 1992 hatte ich zwei junge „Helfer" zur Seite gestellt bekommen, die mir etwas als Zuarbeiter oder auch ab und zu als Materialbringer geholfen hatten. Die beiden amüsierten sich über meine ständige Vorfreude auf den Stargast Audrey Hepburn, weil sie natürlich ihre filmhistorische Bedeutung überhaupt nicht einzuschätzen wußten. Eberhard Hauffs Büro bzw. das der Münchner Filmwochen GmbH war während des Filmfestes in den Gasteig verlegt worden. Als Audrey Hepburn in München ankam und wir sie durch die langen Korridore des großen Gebäudes auf dem Weg dahin begleiteten, ging ich hinter ihr. Einer meiner beiden „kleinen Freunde" war aus Scherz auf die Idee gekommen, mir einen Schubs zu geben, so daß ich etwas weiter nach vorne trat. Ich habe dabei Frau Hepburns Fuß hinten nur kurz gestreift, aber eben doch so, daß sie aus ihrem Schuh gestiegen war. Es war natürlich peinlich, daß sie jetzt kurz ohne Schuh dastand und dumm von mir, ihr nicht gleich zu helfen, sondern erschreckt ein „Mensch, ihr Idioten" zu meinen Jungs sagte. Sie sah mich danach etwas erbost an, worauf ich „Sorry" sagte, und dann schlüpfte sie einfach wieder in ihren Schuh hinein. Vielleicht hätte ich mich mehr entschuldigen sollen, oder vielleicht glaubte sie auch, ich hätte mir mit ihr diesen „Scherz" erlaubt, keine Ahnung, jedenfalls war ich danach für sie gestorben. Egal, sie war auch sonst im weiteren Verlauf des Filmfestes etwas zickig und unnatürlich in ihrem Verhalten, was mich nun wiederum sehr enttäuschte, denn so hatte ich mir ihre Art nicht vorgestellt.

Fotografen durften nur ihre Schokoladenseite fotografieren, sie bewegte sich zudem meist nur ruckartig in starren Fotoposen und fragte ständig, was die Leute (Autogrammsammler) immer von ihr wollen würden. Sie wäre doch nur hier, um ihren Freund Stanley Donen zu begleiten und ansonsten eine einfache UNICEF-Botschafterin. Ich sagte ihr, egal wie, die Leute hätten sie, den großen Filmstar, nicht vergessen und würden eigentlich auch nur wegen ihr kommen. Worauf sie sich darauf versteifte, sie wäre nur UNICEF-Botschafterin und als Begleitung von Stanley Donen hier ... sie möchte diese Aufmerksamkeit nicht ... und überhaupt hätte sie schon wieder ein Fotograf von links fotografiert.

Obwohl sie Belgierin ist, hatte sie alle Marotten, die die US-Stars (siehe Jane Fonda) gerne zur Schau tragen, und ich empfand zum Schluß ihres Aufenthaltes in München, daß sie den Oscar für „Roman Holiday" (1953) mehr als verdient hatte. Denn wenn sie in diesem Film diese unbekümmerte, natürliche Art nur gespielt hatte, dann war das wirklich eine Höchstleistung.

 

Unten: Eine schöne Ansprache zur Ausstellungseröffnung (1987) hielt Bürgermeister Zehetmeier (hier mit dem Sponsor von der Dresdner Bank), die auch mein Bemühen um den Erhalt von alten Filmplakate würdigte.

Oben rechts: Die Gäste bei der Ausstellungseröffnung (1987) waren unter anderem Rolf Schimpf und Marion Kracht.